KNA, 29 April 2011

“Hier sind zwei junge Menschen”

Königliche Hochzeit: Pomp and Circumstances in der Westminster Abbey

London (KNA) Prinz William und Kate Middleton haben endlich geheiratet. In der Londoner Westminster Abbey gab sich das Brautpaar am Freitag das Ja-Wort. Die kirchlichen Aufgaben der spektakulären Zeremonie teilten sich drei Geistliche: John Hall, Dekan der Abbey, begrüßte die Gäste und das Brautpaar. Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, Primas der anglikanischen Kirche von England, leitete die Trauungszeremonie. Und der Londoner Bischof Richard Chartres hielt die Predigt.

Schon der Ort der Trauung ist sehr geschichtsträchtig: 1066 wurde ein Namensvetter des Bräutigams, William der Eroberer, dort zum König gekrönt, ebenso wie 1953 die amtierende Monarchin Elizabeth II., die Großmutter des des Prinzen. 1997 wurde dort der Sarg von Prinzessin Diana aufgebahrt, der Mutter des Bräutigams.   Zum Einzug der Braut trug der Hochzeitschor den Gesang zum Psalm 122 vor. Eine ganze Reihe kirchlicher und weltlicher Musiker sorgten für den musikalischen Rahmen: Der Chor von Westminster Abbey, der Chor der königlichen Kapellen, das Londoner Kammerorchester, die Fanfarengruppe der Royal Air Force und die Staatstrompeter der Household Cavalry.

“Hier sind zwei junge Menschen, die ein Zeichen der Hoffnung, ein Zeichen der Großzügigkeit in die Welt schicken”, betonte Primas Williams zu Beginn. Und es sei sein Privileg, “dies im Namen Gottes segnen und miterleben zu dürfen”. Der Erzbischof zeigte sich überzeugt, das Paar habe “ein sehr klares Bild davon, wem gegenüber sie wirklich verantwortlich sind. Sie sind der ganzen Gesellschaft gegenüber verantwortlich und für ihre Beziehung verantwortlich Gott gegenüber.”   Gemäß dem traditionellen Text der Kirche von England verspricht die Braut, ihren Mann “zu lieben und zu ehren, zu gehorchen, bis der Tod uns scheidet”. Kate Middleton verzichtete auf den Satzteil “zu gehorchen” – was die britischen Medien als ein Zeichen einer modernen königlichen Ehe interpretierten.

Nachdem der Erzbischof das Paar offiziell zu Mann und Frau erklärt hatte, las James Middleton, Bruder der Braut, aus dem Römerbrief vor. Dort mahnt der Apostel Paulus, “in Harmonie zu leben, nicht hochmütig zu sein und sich den einfachen Leuten zuzuwenden”. Der sich anschließende Prediger, Bischof Chartres, unterhält eine sehr enge Beziehung zum Königshaus. Der Bischof von London leitete schon die Konfirmation von Prinz William und von Kate – und auch die Trauerfeier für Prinzessin Diana. Chartres sprach über die Relevanz, aber auch die gewandelte Bedeutung der Ehe in der heutigen Zeit. “Irgendwie ist jede Hochzeit eine königliche: mit der Braut und dem Bräutigam als König und Königin der Schöpfung, die ein neues Leben zusammen führen.”

Der Bischof führte aus, man stehe am Anfang eines Jahrhunderts voller Versprechungen und voller Gefahren. Die Menschen seien damit konfrontiert, wie man jene Macht weise nutzt, die die Erfindungen des vergangenen Jahrhunderts mit sich brächten. “Wir werden das Versprechen der Zukunft nicht durch mehr Wissen einlösen, sondern durch eine Steigerung von liebender Weisheit und Ehrfurcht für das Leben, die Erde und füreinander.”

Weil Gott im Leben so vieler Menschen in der westlichen Welt keine Wirklichkeit mehr besitze, hätten viele all ihre Erwartungen für Sinn und Glück auf persönliche Beziehungen gerichtet. Diese großen Erwartungen seien jedoch eine große Last für den Partner – denn alle Menschen seien unvollkommen, so Chartres: “Wir alle brauchen sichere, nicht erdrückende Liebe; und gegenseitige Vergebung, um zu gedeihen.”

Nach der Predigt sprachen Williams und Dekan Hall Gebete vor dem Altar. Der Dekan segnete das kniende Brautpaar – und alle Anwesenden sangen die Nationalhymne “God save the Queen”. Königin Elizabeth II. selbst schwieg. Um 12.15 Uhr endete der kirchliche Teil: Die Frischvermählten fuhren in der offenen Kutsche zum naheliegenden Buckingham Palace – dem von Millionen ersehnten Kuss auf dem Palastbalkon entgegen.